Zeitreise nach Quedlinburg 2024

Maurer- und Zimmererlehrlinge auf Zeitreise!

Mit insgesamt 30 Auszubildenden des Maurer- und des Zimmererhandwerks haben wir uns im Rahmen einer Stilkunde-Exkursion am 6. März aufgemacht, die über 1000jährige Baugeschichte Quedlinburgs zu erkunden. 

Tag 1:
Am Mittwoch starteten wir mit einer 3,5-stündigen Führung durch die mittelalterliche Fachwerk-Altstadt am östlichen Harzrand. Jahrzehntelange sensible und verantwortungsbewusste Sanierungsmaßnahmen haben die vielen alten Gebäude die Zeit überdauern lassen, aufgewertet und die Stadt zu einem Schmuckstück gemacht, die ihresgleichen sucht. Nicht umsonst ist Quedlinburg bereits seit 1994 Weltkulturerbestadt der UNESCO. Mit Fug und Recht darf sich Quedlinburg auch erste deutsche Hauptstadt nennen, nachdem sie nach der Krönung Heinrichs des I. zum ersten deutschen König um 900 zur Hauptstadt des Ostfrankenreichs wurde.
Am Ende der Stadtführung hatten wir die seltene Gelegenheit, eine Baustelle zu besichtigen, wo ein historisches Gebäude gerade zu einem Komplex mit sechs modernen Wohnungen umgebaut wird und die besonderen Anforderungen, die eine solche Maßnahme an alle Beteiligten stellt, wurden deutlich. Der Tag klang beim gemeinsamen Abendessen aus.

Tag 2:
Am Donnerstag besichtigten wir die St. Aegidii-Kirche, eine der ältesten Kirchen Quedlinburgs. Zum Zeitpunkt ihrer ersten Erwähnung im Jahre 1179 befand sich die Kirche noch vor den Toren der Stadt. Besonders interessant war die Begehung des Dachstuhls und des Glockenturms, der nur über eine sehr hohe, sehr steile, leiterartige Holztreppe zu erreichen war. In der Kirche sind aber auch noch weitere interessante bauliche Besonderheiten zu entdecken, die Aufschluss über das Leben vergangener Generationen bieten. Die 2,8t schwere Glocke wurde im 2. Weltkrieg vom Turm geworfen und nach Hamburg gebracht, wo man sie später im Hafenbecken wiederfand. Nahezu unbeschädigt konnte sie geborgen und wieder im Glockenturm aufgehängt werden.
Im Anschluss an diesen interessanten Programmpunkt war etwas Zeit, sich den gestellten Aufgaben zu historischen Bauten in kleinen Gruppen zu widmen.

Nachmittags setzten wir den Gang durch die Stadt mit unserem Stadtführer Uwe fort, der uns, lange Zeit beteiligt an vielen Sanierungsmaßnahmen, in viele handwerkliche Geheimnisse und Kuriositäten einweihen konnte. Er brachte uns zum Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V., welches wir besichtigen durften. Danach führte er uns über den Münzberg (beste Aussicht auf den Schlossberg!) zum denkmalgeschützten und inzwischen zum Kulturzentrum umgebauten historischen Trinkwasserhochbehälters, auf dessen Dach wir auch noch ein Planetarium besichtigen konnten.

Die Eindrücke waren extrem vielfältig und nach so viel Kultur war nach dem Abendessen eine kleine intellektuelle Pause beim Bowling sehr willkommen.

Tag 3: Morgens nach Räumung der Zimmer machten wir uns auf ins nahegelegene Wernigerode. Auch hier gab es eine bauliche Attraktion zu besichtigen: Eine zum Konzerthaus umgebaute Kirche. Mitten im Zentrum ragt stolz der Kirchturm zwischen den bunten Fachwerkhäusern heraus: Schon lange prägt die Silhouette der einstigen Liebfrauenkirche das Stadtbild von Wernigerode. 2021 wird das Konzerthaus Liebfrauen Wernigerode, das neue Domizil des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode und ein in seiner Akustik und Architektur einzigartiger Konzertsaal im Harzkreis eröffnet. Die Umbaumaßnahmen und auch die notwendige (Klima-)Technikinstallation waren zwar aufwändig, wurden aber auch hier denkmalschützend durchgeführt, um möglichst viel Charakter der aus 1230 stammenden Kirche zu erhalten. Ein sehr beeindruckendes Projekt, das die Machbarkeit der Umnutzung von inzwischen nicht mehr benötigten Kirchengebäuden zeigt, zumal auch die neue Funktion als Konzertsaal durch eine allseits gelobte, grandiose Akustik erfüllt wird.

Zur letzten Reiseetappe kamen wir noch im Herbergsmuseum in Blankenburg zusammen. Das 1684 errichtete Fachwerkhaus ist von 1884 bis 1916 Herberge für zünftig reisende Handwerksgesellen sämtlicher Gewerke gewesen. Neben dem einstigen Herbergsmilieu mit Innenhof, Stall, Waschküche, Küche, Logierzimmer und Restaurationszimmer zeigt es eine thematische Ausstellung zur Wanderschaft der Handwerksgesellen, der sogenannten Walz. Die Ausstellung gibt Einblick in das mit der Gesellenwanderschaft verbundene traditionelle Brauchtum. Bis heute gibt es wandernde Gesellen und die Walz verliert nicht an Faszination.

Voller Eindrücke und neuer Erkenntnisse machten wir uns nach dem obligatorischen Gruppenbild auf den Heimweg. Die Abschlussreise wird uns allen sicher in Erinnerung bleiben!

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